Ernährungsprogramm in Guba und Kisumu

Eine kleine Fläche mit grünem Gras bedeckt. Ein großer Baum mit dichtem Blattwerk, das Schatten spendet. Davor ein kleiner Tisch und Sitzmöglichkeiten für vier Personen. So fanden wir den Platz für eine unserer vier Essensausgabestellen vor. Einmal wöchentlich wird wie hier in Guba, aber auch in Sango, Korowe und Kisumu eine warme Mahlzeit für Waisenkinder und bedürftige Kinder ausgegeben.

Unsere lokale Helferin Molly, bringt aus einer nahegelegenen Hütte ein paar große Rollen Schilfmatten. Bessere Sitzmöglichkeiten für die Kinder erklärt sie uns. Von denen stehen schon ein paar am Rand und schauen interessiert zu, wie die fremden Gesichter mit der hellen Haut, die sie nicht täglich und eher selten zu sehen bekommen, sich nützlich machen.

Da wir noch ein wenig Zeit haben, zeigt uns Molly die nähere Umgebung und versucht uns die Situation in Guba besser begreifen zu lassen. Wir besuchen eine junge Familie, die zu ihren eigenen drei Kindern noch ein jüngst zum Vollwaisen gewordenes Kind aus der Nachbarschaft aufgenommen hat. Der verstorbene Vater des Kindes und die Mutter der jungen Familie waren Großcousin und –cousine. Das reicht in Kenia schon aus, um ohne großes Hin und Her ein neues Zuhause zu bekommen.

Auf dem Rückweg zur Essensausgabestelle begegnen wir, wie in Kenia üblich, vielen Menschen auf der Straße, die zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Motorrad unterwegs sind und alle freundlich lächelnd kurz unsere Aufmerksamkeit zum Gruß suchen, als ob man sich bereits kennen würde. Freundlichkeit und Freude generell ist die Regel auf die wir treffen. Die hat auch schon auf den ausgerollten Schilfmatten Einzug gefunden, wie wir schon hören, bevor wir sie sehen können: Abigail, die elfjährige Tochter von Rosemary, unserer Koordinatorin, steht tänzelnd, klatschend und singend vor mittlerweile knapp 40 Kindern verschiedenen Alters und bekommt Gesang und Tanz als Antwort. Die kleine Abby, die bisher so ruhig und zurückhaltend wirkte, kennt diese wöchentlichen Versammlungen, an denen mittellose Kinder Essen bekommen und blüht wirklich auf. Allen Kindern gefällt es und das ist verständlich, da die Freude ansteckend ist und schon stehen wir mit dabei und klatschen zu afrikanischen Liedern.

Das geht noch ein paar Lieder so und es treffen immer weitere Kinder ein und beteiligen sich. Dann lässt uns Rosemary wissen, dass es an der Zeit für den wichtigsten Tagespunkt ist, nämlich das nahrhafte Essen bestehend aus Reis und Bohnen. Für viele Kinder und Familien in Kenia ist es üblich nur eine Mahlzeit am Tag zu haben. Oftmals nur ein einfacher Maisbrei. Manchmal müssen sie auch länger auf die nächste Nahrungsaufnahme warten. Dementsprechend ist unsere Essensausgabe für kenianische Verhältnisse ein Festmahl und für die teilnehmenden Kinder keine Selbstverständlichkeit.

Auf wiederverwendbaren Plastiktellern wird eine große Portion angerichtet und den Kindern gegeben. Es herrscht kein Chaos, Geschrei, Durcheinander oder Gezanke, wer denn als erstes zu essen bekommt. Jedes Kind kennt die Farbe seines Tellers – blau, grün, rot oder gelb. Außer anhand der Farbe sind die Teller nicht voneinander zu unterscheiden. Dennoch reagiert bei der Frage, welchem Kind der soeben gefüllte Teller denn gehören würde von den knapp 70 hungrigen Kinder nur ein einziges und streckt zaghaft seine Hand in die Höhe. Ein unglaubliches Verhalten in einer solch bemitleidenswerten Situation. Kinder, die selbst nicht in der Lage sind zu essen, sei es aufgrund des Alters oder aufgrund einer Behinderung oder Verletzung, werden von den nicht viel älteren Kindern gefüttert oder dabei unterstützt, bevor diese selbst ihren knurrenden Magen besänftigen. Alle Kinder sind versorgt und es herrscht ruhiges gemeinsames Essen. Leider mussten wir aufgrund eines aufziehenden starken Regens uns beeilen die Reste unter den Kindern zu verteilen, aber es konnte alles bei den dankbaren Abnehmern untergebracht werden.

Nachdem der Regen ein wenig nachgelassen hatte und der Boden zwar einem einzigen Matschfeld glich, nutzten wir kurz vor dem Abschied noch die Zeit, ein paar der mitgebrachten Spielsachen, darunter ein Fußball, eine Frisbee und Springseile, den gesättigten Kindern zu überreichen. Alle waren riesig begeistert und hielten sich trotz der Schlammschlacht nicht zurück mit den neuen Spielsachen zu spielen.

Die zweite Essensausgabe, die wir miterleben konnten, fand zwei Tage später in Kisumu in der Nähe des Nyalenda Slums auf einer großen Rasenfläche statt. Die Fläche wird uns kostenlos von einer lokalen Kirchengemeinde zur Verfügung gestellt. Dieses Mal spielte uns das Wetter keinen Streich durch die Rechnung und beglückte die Kinder mit strahlendem Sonnenschein. Das Essen lief ähnlich wie in Guba ab und auch hier zeigten die Kinder größte Disziplin und ein außergewöhnliches gemeinschaftliches Verhalten.

Es gab kein Halten und wir spielten abwechselnd und durcheinander alle möglich denkbaren Spiele mit so fröhlichen und glücklich strahlenden Kindern, die einen vergessen ließen, unter welchen Umständen die Kinder normalerweise leben. Fußball, Volleyball, Seilspringen, Frisbee, Kinder in die Luft werfen und wieder auffangen; uns wurde alles abverlangt. Ein riesiges Highlight waren für die Kinder die mitgebrachten Wasserfarbkästen und es dauerte nicht lange, bis die Farbe nicht mehr nur auf den Papierblättern angewendet wurde, sondern auch auf den Kindern selbst.

Nach knapp fünf Stunden und am Ende unserer Kräfte ging auch dieser Teil unseres Hilfsprojekts zu Ende, aber der Tag und das Erlebte ließ uns alle tief berührt und glücklich den Heimweg antreten. Es fühlt sich umwerfend an zu sehen, wie erfolgreich das ins Rollen gebrachte wirkt und nachhaltig Gutes bewirkt.

Back